Die Bedeutung von Ökopunkten & Ökokonten für die Umwelt

Mit jeder umweltfreundlichen Maßnahme können  Land- und Forstwirte Ökopunkte sammeln. 

Dies stellt nicht nur einen wirtschaftlichen Anreiz dar, unsere Natur zu verbessern, sondern hat auch einen wirklich sichtbaren Effekt. Wer mit offenen Augen durch die Landschaft geht, sieht Blühstreifen an Ackerrändern, Streuobstwiesen  oder verwilderte Flächen, die sich selbst überlassen sind und so eine Renaturierung erfahren.

Warum wurden Ökopunkte und Ökokonten eingeführt?

Die moderne Welt fordert der Natur viel ab. Es werden zum Beispiel  Flächen versiegelt, da der Bedarf nach Wohnraum und Infrastruktur gedeckt werden muss.  Die Situation erfordert politisches Handeln und die Umsetzung von naturschutzrechtlichen Maßnahmen, um dem Schaden an der Natur entgegenzuwirken.

Die Verursacher sollen den Schaden ausgleichen. In der Vergangenheit sollte dies ausschließlich durch einen Ausgleich in örtlicher Nähe und zur gleichen Zeit erfolgen. Für jede Maßnahme passende Flächen zu finden, stellte jedoch ein großes Problem dar, was zu zeitlichen Verzögerungen bis hin zur Nichtrealisierung der Vorhaben führte.

Aus diesem Grund suchte man auf Drängen der Landschaftsplanung nach einer anderen Lösung. So wurden die Kompensations- und Eingriffsregelungen initiiert, die in dem System der Ökopunkte mündeten. Diese ermöglichen die zeitliche und räumliche Entkopplung der Vorhaben von den Ausgleichsmaßnahmen.

Die Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes von 2002 enthält die ausdrückliche Ermächtigung, dass eine Bevorratung von Maßnahmen als Kompensationsmaßnahmen Anrechnung erfahren kann.

Was hat sich seit Einführung der Ökopunkte und Ökokonten geändert?

Seit der Einführung der Ökokonten können Kompensationsmaßnahmen vor Umwelt-Eingriffen umgesetzt und quasi auf Sparbüchern (Ökokonten) angesammelt und später abgerufen werden.

Dies hat den Vorteil, dass verschiedene Kompensationsmaßnahmen aufeinander abgestimmt und das Vorsorgeprinzip der Eingriffsregelung sehr gut berücksichtigt werden kann. Das Ökokonto kann so einen Beitrag zur nachhaltigen Gemeindeentwicklung liefern und das Landschaftsbild verbessern.

Zeitgleich zeichnet sich das Ökokonto durch die konzeptionelle Vorbereitung bereits auf Ebene des Flächennutzungs- und Landschaftsplanes und die mögliche räumliche Trennung von Eingriff und Kompensation aus. Die zeitliche Entzerrung von Eingriff und Kompensation ist ein entscheidendes Merkmal. Mögliche Schäden an der Natur werden teilweise lange vor dem tatsächlichen Einsetzen von Schäden kompensiert. Es wird zudem ein langfristiger Erhalt des verbesserten Landschaftsbildes gewährleistet.

Welche positiven Entwicklungen konnten konkret verzeichnet werden?

Durch die Einführung des Ökokonto-Systems wurden vielerorts Flächen aufgewertet, die ohne diesen Impuls  weiterhin einer anderen Nutzung zugeführt worden wären. Der Anreiz, über die Schaffung von Ökopunkten und deren Verkauf  eine mögliche Einnahmequelle zu erzielen, führt letztlich zu positiven Effekten. Land- und Forstwirte werten gezielt Flächen auf, renaturieren und restrukturieren ihre Flächen. Dies dient teils der Bevorratung von Ökopunkten, die zu einem späteren Zeitpunkt veräußert werden können. Im Umkehrschluss werden also mehr  Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt, als Vorhaben umgesetzt werden. Ein schöner Effekt für uns alle.

Wo besteht trotz allem noch Nachholbedarf?

Derzeit basieren die Regelungen für die Bewertung von Ökopunkten auf Länderebene und machen das System intransparent und schwer verständlich. Eine Vereinheitlichung der Bewertung von Ökopunkten wäre daher wünschenswert. So werden  Ökopunkte in Aachen beispielsweise nach einem anderen Verfahren bewertet als Ökopunkte in Wesel oder im Bergischen Land. Durch dieses Wirrwarr ist es nahezu unmöglich, eine Vergleichbarkeit von Preisen und erbrachten Leistungen zu vollziehen.

Worin liegen die Vorteile der Nutzung von Ökopunkten?

Der größte Vorteil, den das System der Ökokonten bietet, ist die Tatsache, dass Flächen gebündelt und somit Naturschutzmaßnahmen großflächiger vorgenommen werden können. Anstatt auf kleinen, weit verstreuten Parzellen vereinzelt Biotope anzulegen, erfolgen hierdurch große Naturschutzmaßnahmen mit entsprechender Wirkung. Auch deren Pflege ist aufgrund der Flächenpools kostengünstiger und einfacher.

Beispiele für Kompensationsmaßnahmen beziehungsweise Erfolge für die Natur durch Nutzungsverzicht bestimmter Flächen können inzwischen bundesweit aufgezeigt werden.

Ist eine dauerhafte Sicherung des Ausgleichs gewährleistet?

Es wird eine dauerhafte Maßnahmenpflege betrieben, die gewährleistet, dass die Nachhaltigkeit der Maßnahmen garantiert wird. Hierzu sind die Inhaber der Ökokonten verpflichtet.

Positivbeispiele: Ausgleichsmaßnahmen zum Schutz der Natur, die bereits umgesetzt wurden

Im Folgenden seien exemplarisch einige Maßnahmen aufgelistet:

  • Nordrhein-Westfalen: Camp Altenrath, auf einem alten Militärgelände in der Wahner Heide wurden ca. 22 ha Fläche entsiegelt und wieder zu wertvollen Naturschutzflächen entwickelt. Insgesamt beträgt die Fläche ca. 40 ha, die eingezäunt und als Offenland bewirtschaftet wird. Hier finden sich Heideflächen, blütenreiche Weiden und naturnahe Wälder. Dieses Projekt erhielt einen Sonderpreis „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ für die bisher geleistete Bildungs- und Informationsarbeit.
  • Hessen: Anlage von Gewässerrandstreifen am Erlenbach in der Ortsgemeinde Kandel. Hier konnten 25 ha Flächen erworben werden, wodurch an beiden Seiten des Ufers 20 bis 25 m breite Gewässerrandstreifen angelegt werden konnten, so dass das Gewässer nun die Möglichkeit hat, sich entsprechend seiner Eigendynamik zu entwickeln und Tieren und Pflanzen neuen Lebensraum bietet.
  • Mecklenburg-Vorpommern: NWM-024 Nutzungsverzicht einer Altholzinsel mit 175 Jahre alten Rotbuchen in Farpen innerhalb eines Vogelschutzgebietes, dessen Ziel unter anderem der Erhaltung und die Entwicklung störungsarmer Wälder mit angemessenen Altholzanteilen, z.B. für Seeadler, Rot- und Schwarzmilan, Wespenbussard, Mittel- und Schwarzspecht, ist.