Klimaschutzprojekte zur KIimaresilienz – Was das für WaIdbesitzer bedeutet

Autorenprofil:

Der Head of Business Development Leos Paul Bloch beim StartUp Pina Earth hat sich auf die Bereiche Nachhaltigkeit, Finanzberatung und erneuerbare Energie spezialisiert. Als Gründer von Pina Earth entwickelt Bloch zertifizierte Klimaprojekte, um gefährdete Monokulturen in klimastabile Mischwälder zu verwandeln.

Einleitung:

Das anhaltende Waldsterben erfordert neue klimafreundliche Strategien: Im Mittelpunkt stehen Maßnahmen zur Klimaresilienz, um die Widerstandsfähigkeit des Waldes gegenüber den Folgen des Klimawandels zu erhöhen. An dieser Stelle kommen neben einer Reduktion der CO2-Emissionen zertifizierte Klimaprojekte ins Spiel, die die Umwandlung von monokulturellen Wäldern in biodiverse Mischkulturen unterstützen.

  1. Hallo Herr Bloch, bitte erklären Sie doch bitte einmal kurz den LeserInnen, was ihr StartUp Pina Earth konkret macht?

L. P. Bloch: Pina Earth entwickelt zertifizierte Klimaschutzprojekte, um regionale Wälder in Deutschland klimaresilient umzubauen. Seit 2018 sind in Deutschland über 500.000 Hektar Wald abgestorben, eine Fläche, die größer als das Saarland ist.

Daher unterstützen wir Waldbesitzer dabei, gefährdete Monokulturen in biodiverse Mischwälder umzuwandeln. Das finanzieren wir mit Hilfe von Unternehmen wie Airbnb, Celonis und Strato, die als Teil ihrer Klimastrategie einen Klimabeitrag bei unseren Projekten leisten.

Der aktuelle Stand: Heute haben wir über 10 Projekte in ganz Deutschland – von Hamburg über Berlin bis Bayern. Unser Ansatz wurde vom renommierten Y-Combinator, Microsoft, der Europäischen Weltraumagentur (ESA) und der deutschen Bundesregierung unterstützt.

  1. In einem Video spricht die Gründerin Dr. Biermann davon, Waldbesitzer dazu zu bewegen, von einer Monokultur zu einem Mischwald mit Artenvielfalt zu wechseln. Welche Incentives bieten Sie für Waldbesitzer an, den Switch zu machen?

L. P. Bloch: Korrekt, das Video wurde von der ZEIT aufgenommen, die uns in unserem Büro in München besuchte. Leider ist Waldumbau mit sehr hohen Kosten verbunden, da Monokulturen auf geringe Bewirtschaftungskosten optimiert wurden. Daher bieten wir Waldbesitzern finanzielle Anreize, die aus der zusätzlichen CO2-Speicherleistung ihrer Waldumbauprojekte entstehen. 

Die Einnahmen unterstützen die Waldbesitzer bei der Umsetzung der Projektaktivitäten wie Pflanzung von klimaresilienten Baumarten bzw. Saaten oder der Förderung von Naturverjüngung.

  1. Eine Art bzw. ein Anreiz sind CO2-Zertifikate. Pina Earth übernimmt ja dabei die Quantifizierung des eingesparten CO2. Wie funktioniert dies konkret?

L. P. Bloch: Wir erstellen digitale Zwillinge der Wälder, nutzen eine KI-basierte Quantifizierung sowie

modernste Machine-Learning Algorithmen, um das Waldwachstum und die CO2-Speicherung über 30 Jahre zu prognostizieren.

Die Quantifizierung basiert auf einem wissenschaftlichen Tool der renommierten Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalten. Zudem ist unsere komplette Methodik öffentlich einsehbar und hat im Rahmen einer Public Consultation Feedback aus Wissenschaft, vom Markt und der Forstbranche bekommen.

Letztendlich werden die Daten jedes unserer Projekte von externen Auditoren wie dem TÜV NORD geprüft und zertifiziert, um CO2-Zertifikate zu generieren.

  1. Die Digitalisierung bringt immer neue Möglichkeiten unsere Welt zu verbessern. Nutzen Sie in Ihrem Alltag bei Pina Earth aktiv neue Tools wie KI oder ähnliches?

L. P. Bloch: Ja, zunächst nutzen wir KI-basierte Modelle, um das Wachstum und die CO2-Speicherung von Wäldern unter verschiedenen Klimabedingungen zu simulieren. Diese Technologie ermöglicht es uns, genaue und effiziente Prognosen zu erstellen und mit Waldbesitzern konkrete Anpassungsempfehlungen zu erarbeiten. Zusätzlich verwenden wir diverse KI-Tools für unseren Vertrieb, die Projektentwicklung und administrative Prozesse.

  1. Wer kann von Ihren CO2 Zertifikaten profitieren? Bieten Sie auch Lösungen für kleine Waldbesitzer an?

L. P. Bloch: Aktuell liegt die Mindestgröße unserer Waldumbau Projekte bei 150 Hektar, auf denen innerhalb von 5-8 Jahren der Waldumbau initiiert wird. Der Grund für diese Mindestgröße sind die Kosten der Projektentwicklung. Wir sind jedoch kontinuierlich dabei, die Mindestgröße zu reduzieren, um auch kleinere Waldbesitzer unterstützen zu können. Unser Ziel ist es, allen Waldbesitzern die Vergütung ihrer Ökosystemdienstleistungen und die Teilnahme am freiwilligen CO2-Markt zu ermöglichen.

  1. Wieso kaufen Unternehmen diese CO2 Zertifikate?

L. P. Bloch: Unternehmen kaufen unsere CO2-Zertifikate als Teil ihrer Klimastrategie.
Eine robuste Klimastrategie besteht diesbezüglich aus zwei Elementen:

1) Ambitionierte Reduktion der eigenen CO2-Emissionen.
2) Investitionen in zertifizierte Klimaschutzprojekte, um Verantwortung für die nicht vermeidbaren Emissionen zu übernehmen.

Mit Hilfe unserer Projekte können Unternehmen demnach ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen. Unsere Projekt-Zertifikate bieten zudem den Vorteil eines transparenten und regionalen Klimabeitrags, der auch positive Effekte auf die Biodiversität und die Klimastabilität der Wälder hat. So schaffen wir gemeinsam mit unseren Partnern eine Zukunft mit gesunden Wäldern in Deutschland.
Wir schützen unsere Wälder – glaubwürdig, wissenschaftsbasiert und ambitioniert.

  1. Zu guter Letzt noch ganz konkret: Wie können Flächeninhaber am freiwilligen Markt partizipieren, indem sie CO2-Zertifikate schaffen? Können Sie insbesondere auf Voraussetzungen, Anforderungen, Kosten und mögliche Einnahmen eingehen?

L. P. Bloch: Die wichtigsten Voraussetzungen für ein Waldumbau-Projekt sind die Folgenden:

  1. Der Privat- oder Körperschaftswald besitzt eine FSC- oder PEFC Zertifizierung.
  2. Auf der Fläche dürfen Umbaumaßnahmen durchgeführt und Holz geerntet werden.
  3. Mindestens 150 Hektar Projektfläche in Deutschland (muss nicht zusammenhängend sein).
  4. Die Forstinventur sollte jünger als 3 Jahre alt sein.
  5. Ausgangszustand ist ein Kiefern- oder Fichtenreinbestand.

Nach Ablauf der 30 Jahre Projektlaufzeit benötigt man mindestens 3 standortgerechte Baumarten, wobei die dominante Baumart maximal 50% Anteil ausmacht.

Kostentechnisch hat Pina Earth das Ziel, die Eintrittsbarrieren so gering wie möglich zu halten. Wir nehmen unter anderem eine Gebühr für das Projekt Set-Up und finanzieren uns ebenfalls durch den Zertifikatsverkauf. Die Gesamteinnahmen bewegen sich je nach Projektgröße in einem sechsstelligen Eurobereich. Nicht immer können wir damit die kompletten Kosten des Waldumbaus tragen, allerdings lässt sich unser Ansatz optional mit staatlichen Förderungen kombinieren. So unterstützen wir Waldbesitzer dabei, ihre Wälder klimaresilient umzubauen.