Alternative Einnahmequellen für Land-und Forstwirte
Autorenprofil:
Der Land- und Forstwirt Maximilian von Papen setzt sich aktiv für alternative Einnahmen, erneuerbare Energien wie Windkraft und für den regionalen Arten- und Naturschutz ein. Aufgrund seiner Expertise kennt der Forstwirt auch die Hürden der Realisierung und weiß, welcher Weg der richtige ist, um im Sinne des Umweltschutzes erfolgreich zu agieren.
Einleitung:
Die Klimaveränderungen erfordern einen Richtungswechsel, der auch unsere heimischen Wälder betrifft. Um Maßnahmen wie die Vermarktung von CO₂-Zertifikaten, Ökopunkten und Erneuerbaren Energien zu realisieren, braucht man einen langen Atem und eine proaktive Herangehensweise.
1. Herr von Papen, als Land- und Forstwirt bemühen Sie sich neben Ihrer Kerntätigkeiten um alternative Einnahmequellen. Könnten Sie uns zunächst einmal erklären, was Sie dazu bewogen hat, diesen Weg einzuschlagen, und warum Sie ein Interesse an alternativen Einnahmequellen haben?
M. von Papen: In meinem Fall war es so, dass mein Vater als Inhaber schon Flächen für Ökopunkte begutachten ließ. Ich habe es nur weiter verfolgt.
2. Insbesondere im Kontext der Klimaziele und der Energiewende Deutschlands wurden neue Einnahmequellen für Land- und Forstwirte geschaffen. Könnten Sie uns einen Überblick über die verschiedenen Arten solcher Einnahmequellen für Land- und Forstwirte geben?
M. von Papen: Als Konsequenz des Klimawandels bieten sich erneuerbare Energien wie Windkraft, Photovoltaik auf Dächern und Freiflächen, Biogas und vielleicht auch die Produktion von Holz-Hackschnitzeln an. Gleiches gilt für Ökopunkte, sonstigen Vertrags-Natur – und Artenschutz und für die Vermarktung von CO₂-Zertifikaten.
3. Die Bedeutung erneuerbarer Energien für den steigenden Energiebedarf und die Energiewende in Deutschland ist unbestreitbar. Auch in Ihrem Betrieb wurden erneuerbare Energien realisiert. Können Sie kurz darlegen, welchen besonderen Herausforderungen Sie gegenüberstanden und worauf Land- und Forstwirte achten sollten?
M. von Papen: Bei der Windkraft – dem Hauptthema unter erneuerbaren Energien –, wollen 80 Prozent der Bevölkerung (je nach Umfrage) Windkraft. Es gibt aber auch Kritiker.
Diese Kritiker hinterfragen z.B. die Berücksichtigung des Arten- und Vogelschutzes bei den Vorhaben. Es gibt aber bisweilen auch Kritiker, deren Argumente eher irrationaler Natur sind und aus persönlichen Meinungen resultieren. Auch mit diesen Argumenten muss man sich selbstverständlich auseinandersetzen. Andererseits haben diese Argumente in der Abwägung aufgrund des Ukraine-Krieges und der folgenden Energiekrise an Gewicht verloren. Die Versorgung Deutschlands mit erneuerbarer, in Deutschland generierter Energie ist nun eine dringende Frage der nationalen Sicherheit. Das 2 % Ziel der Bundesregierung für die Windkraft und die folgende Verlagerung der politischen Planungsebene von den Kommunen auf die Bezirksregierungen und ihre Regionalpläne bringt eine neue Dynamik in den Ausbau.
Bei Photovoltaik ist es ähnlich, nur ist diese im Außenbereich nicht privilegiert. Die Photovoltaik kann daher nur realisiert werden, wenn die Kommune politisch dahinter steht.
Ich empfehle den Betrieben, diese Themen proaktiv anzugehen. Es ist eine Jahrhundertchance und die Energiewende wird kommen – auf die ein oder andere Art – und der eigene Betrieb sollte davon profitieren und zukunftsfähig gemacht werden.
4. Sie haben bereits Erfahrung mit Ökopunkten gesammelt. Könnten Sie uns bitte kurz erklären, welche Bedeutung diese für Land- und Forstwirte haben?
M. von Papen: Nach meiner Erfahrung vor Ort im Hochsauerlandkreis ist es so, dass es weniger Eingriffe in die Natur gibt als im urbanen Bereich, im Rheinland oder im Ruhrgebiet. Das bedeutet, dass man darauf angewiesen wäre, seine Punkte nicht nur vor Ort in der eigenen Kommune oder auch nur im Hochsauerlandkreis anbieten zu können, sondern darüber hinausgehend auch zumindest in den Nachbarkreisen. Und das ist eigentlich vom Gesetz her auch erlaubt. Es gibt Naturräume, die definiert worden sind und teilweise mehrere Kreise umfassen, in denen Vorhabenträger eigentlich das Recht hätten, Ausgleichsmaßnahmen durchzuführen.
Dies wird aber leider nicht gelebt, sondern die Kreise bestehen oft darauf, dass der Ausgleich in unmittelbarer Nähe des Eingriffs passiert. Das heißt, eine zeitliche und räumliche Entkopplung des Zusammenhangs zwischen Eingriff in die Natur und dem Ausgleich, die vom Gesetzgeber gewollt ist, findet in der Realität selten Anwendung. Das Ergebnis ist, dass ich eigentlich relativ selten höre, dass wirklich jemand erfolgreich seine Ökopunkte vermarktet.
5. Abschließend, welche konkreten Empfehlungen würden Sie anderen Land- und Forstwirten geben, die ihre Einnahmequellen diversifizieren und alternative Einkommensmöglichkeiten erschließen möchten?
M. von Papen: Ich würde empfehlen, diese Themen proaktiv anzugehen und dabei immer das als allererstes zu machen, was die größte Wirkung erzielen kann, aber auch irgendwie erreichbar scheint. Da sich die betrieblichen Gegebenheiten sehr unterscheiden und sich die politischen Rahmenbedingungen zum Teil alle sechs Monate stark ändern, meine ich, man sollte hier opportunistisch vorgehen und flexibel bleiben.